Kränkung – Vergebung – Loslassen

Kränkung – Vergebung – Loslassen

Kränkungen sind psychische Verletzungen. Ursachen können zum Beispiel Demütigungen, Beschämung, Enttäuschungen, Beleidigungen, Verleumdungen, Mobbing bzw. Ausgrenzung, Nichtbeachtung oder Verlassen-Werden sein. Je näher uns die Person, die uns kränkt, steht, umso stärker ist die Kränkung. Außerdem greifen Kränkungen unseren Selbstwert an. Wenn Kränkungen und Traumata nicht verarbeitet werden können, verursachen sie Leid bei Betroffenen und können zu Verbitterung führen.

Warum fällt es uns so schwer, psychische Verletzungen zu verarbeiten und loszulassen? Der Neurowissenschaftler Joachim Bauer hält in seinem Buch „Schmerzgrenze“ von 2011 fest: Wenn Aggressionsimpulse nicht ausgelebt werden, werden diese wie in einer Konservendose gespeichert, Wut wird angesammelt. Wenn diese Aggressionen aber nicht entsprechend ausgelebt werden können, so richten sie sich entweder gegen die Außenwelt oder gegen einen selbst. Meistens setzt dann Verbitterung ein. Genau in solchen Fällen kann Vergebung bzw. das Loslassen einer Kränkung Erleichterung und Befreiung bringen. Vergebung bedeutet hier aber nicht, dass man das Geschehene vergessen soll oder sich mit der kränkenden Person versöhnen muss. Wenn es Betroffenen schwer fällt, eine Kränkung loszulassen, kann eine Therapie dabei helfen und einen Vergebungsprozess fördern.

Zu vergeben ist wie einen Gefangenen frei zu lassen und dann festzustellen, dass man selbst der Gefangene war.
                                     Lewis B. Smedes

Oft wird die Vergebung als selbstloser Akt eines Opfers gegenüber einem Täter gesehen, bei der hauptsächlich der Täter profitiert. Tatsächlich aber bringt die Vergebung vor allem für das Opfer Erleichterung und die Möglichkeit leidvolle Erlebnisse loszulassen. Wobei das Erlebte nicht vergessen oder verdrängt wird, sondern es wird abgeschlossen und somit losgelassen. Dieses Vergeben bzw. Loslassen kann auch einseitig erfolgen. Das bedeutet, dass auch unabhängig von einer kränkenden Person oder eines Täters vergeben werden kann. Der Vergebungsprozess kann eine Begegnung mit dem Verursacher der Kränkung und ein geäußertes Verzeihen beinhalten, muss er aber nicht.

Vergebung stellt einen psychologisch sehr komplexen Vorgang dar. Deshalb ist in schwierigeren Fällen eine fachliche Begleitung sinnvoll.

Mit dem Thema Vergebung habe ich mich sehr viel beschäftigt. Meine Masterarbeit habe ich über Vergebung im psychotherapeutischen Kontext geschrieben. Wobei ich in meiner Arbeit Vergebung als ein „Loslassen einer Kränkung“ und weniger als ein „von der Schuld freisprechen“ definiert habe.

Wenn Sie gerne mehr über Vergebung bzw. dem Loslassen von Kränkungen insbesondere im Zusammenhang mit einer Therapie erfahren möchten, kontaktieren Sie mich bitte.