Corona und die Renaissance des Spazierengehens

Mangels Alternativen ist Spazierengehen nun voll im Trend. In den letzten Monaten tummeln sich massenhaft Spaziergängerinnen und Spaziergänger in Parks, im Wald und auf den Wiesen. Auch ich bin häufig unterwegs und merke wie gut es mir tut im Freien herumzuschlendern. Spazierengehen reduziert meinen Stress und verhilft mir zu mehr Ausgeglichenheit. Warum das so ist, dafür gibt es gute Gründe:

In der schwedischen Dokureihe Dein Gehirn („Din Hjärna“) meint der Neurobiologe Fred Gage aus den USA, dass Stimulanz und Bewegung bewirken, dass deutlich mehr neue Nervenzellen produziert werden. Warum funktioniert unser Gehirn so? In der oben erwähnten Dokumentation wird erklärt, dass der Urmensch mehr Gehirnkapazität benötigte, wenn er sich bewegt hatte. Er drang so in neue Gegenden vor und musste deshalb sehr viele Eindrücke verarbeiten.

Auch der Hippocampus, jener Teil des Gehirns der eine zentrale Rolle für die Gedächtnisbildung spielt, wächst durch körperliche Betätigung. Bedeutet das nun, dass Marathonläufer das beste Gedächtnis haben? Nein, denn es kommt nicht auf die Intensität, sondern eher auf die Regelmäßigkeit an. Wer also einen geistig anstrengen Beruf oder Alltag hat, tut gut daran Bewegung in seinen Alltag einzubauen. Der britische Mathematiker Andrew Wiles, der einen der wichtigsten mathematischen Beweise der letzten Jahrzehnte lieferte, schwört auf das Spazierengehen. Dabei könne er am besten über seine Theorien nachdenken und nach neuen Ideen suchen.

Spaziergänge in der Natur sind zudem sehr gut für unsere Gesundheit. Die Botenstoffe der Pflanzen, auch Terpene genannt, stärken dabei unser Immunsystem, was in Zeiten wie diesen doppelt wichtig ist. Einen weiteren Vorteil sehe ich darin, dass wir beim Spazierengehen unser eigenes Tempo gehen können. Der Kreislauf wird angeregt, ohne dass wir uns dabei verausgaben müssen. So sind wir nach einem Spaziergang oft aktiviert und nicht ermüdet wie nach vielen Sportarten.